Simultankontrast

Simultankontrast ist eine von bestimmten primären Pigmentpaaren gleichzeitig (simultan) ausgelöste Kontraststeigerung der empfundenen Farbintensität. Die Farbwirkung nebeneinandergesetzter ungemischter Pigmente ist also stärker als die Farbe der einzeln dargebotenen oder gar gemischten Pigmente. Physikalisch identische Reizursachen können in Abhängigkeit vom Kontext unterschiedliche Wahrnehmungen auslösen.

Betrachtet man beispielsweise eine weiße Fläche, die von einer farbigen (zum Beispiel grünen) Fläche umgeben ist, so erscheint die innere Region nicht mehr weiß. Man nimmt hingegen einen schwachen Farbton wahr, der der Gegenfarbe entspricht. Eine solche (so genannte) induzierte Farbe wird durch einen Simultankontrast hervorgerufen. Dabei tritt (im gewählten Beispiel) eine Art Verschiebung des Gleichgewichtes im Rot-Grün System auf, so dass der Farbeindruck Rot resultiert.

Veränderungen eines wahrgenommenen Farbtones vor einem farbigen Hintergrund beruhen auf derselben Wirkung. Ein ursprünglich reines Rot beispielsweise wird eher als Orange wahrgenommen, wenn man es vor einem blauen Hintergrund betrachtet, da die blaue Fläche ihre Komplementärfarbe Gelb-Orange induziert, die sich dann schließlich in der Wahrnehmung mit dem Rot "mischt".





Die Abbildung oben verdeutlicht den Effekt des Simultankontrastes. Das rechte graue Quadrat vor dem orangenen Hintergrund scheint etwas heller zu sein als das Quadrat links, obwohl beide denselben Grauton aufweisen.

Systematisch erforscht wurden die gegenfarbigen Kontraste durch den Chemiker Eugène Chevreul. Sie sind durch ihn zur technischen Grundlage der modernen Malerei geworden. Da der Effekt der gleichzeitigen Kontrastwirkung auch bei Schwarz und Weiß auftritt, wirken schwarze Buchstaben auf weißem Grund kontrastverstärkend und können besser gelesen werden.

Sukzessivkontraste (auch Nacheffekte oder Nachbilder) bei der Farbwahrnehmung entstehen durch die Anpassung des Auges gegenüber bestimmten Lichtreizen der Netzhautrezeptoren. Dabei verbrauchen sich die Pigmente für eine der drei Grundfarben, der das Auge für längere Zeit ausgesetzt ist, so dass die neuronale Reaktion immer schwächer wird. Durch diesen Umstand befindet sich das entsprechende Komplementärfarbensystem nicht mehr im Gleichgewicht, was zur Folge hat, dass die Gegenfarbe des ursprünglichen Reizes erscheint.

Betrachtet man beispielsweise eine Zeitlang einen roten Kreis und schaut anschließend auf eine weiße Fläche, so entsteht dort der Eindruck eines schwach grünen Kreises, der sich auf der Hintergrundfläche zu befinden scheint. Im Rot-Grün-System der betreffenden Netzhautregion dominiert dabei für eine gewisse Zeit die Farbe Grün und lässt auf diese Art und Weise einen grünen Kreis entstehen, der objektiv gar nicht existiert. Ein ähnlicher Effekt lässt sich beobachten, wenn man mit geschlossenen Lidern eine Weile in die stark scheinende Sonne schaut.





Wer will es glauben? Die beiden Kästchen mit dem orangefarbenen Kreis sind exakt gleich! So lässt sich unser Auge täuschen!


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