Türkis

Das Mineral Türkis ist ein eher selten vorkommendes, wasserhaltiges Kupfer-Aluminium-Phosphat. Türkis gehört zur Mineralklasse der Phosphate, Arsenate und Vanadate und darin zur Abteilung der wasserhaltigen Phosphate mit fremden Anionen. Hierin ist es das namensgebende Mineral einer Gruppe von Mineralen mit gleicher Struktur aber unterschiedlicher Zusammensetzung (Türkisgruppe). Hierzu gehören neben dem Türkis noch Faustit, Chalkosiderit, Aheylit, Planerit und Coeruleolactit.

Als Quelle des Wortes Türkis kann als relativ sicher das altgriechische Kalláïnos (blau und grün schillernd) angenommen werden. (aus Plinius, Naturalis historia). Davon abgeleitet ist das lateinische Callaina. Fischer von Waldheim verwendete um 1806 die Bezeichnung Kallait zur Beschreibung von Türkis. Diese Bezeichnung ist heutzutage jedoch kaum noch im Gebrauch.

Etwa Anfang des 13. Jahrhunderts kam die alte französischen Bezeichnung Turkoys auf, die sich ab dem frühen 15. Jahrhundert in die Bezeichnung pierre turquoise wandelte und übersetzt „türkischer Stein“ bedeutet. Diese Wortschöpfung beruht jedoch auf einem Missverständnis, denn Türkis wurde damals lediglich aus dem Gebiet des heutigen Iran in die Türkei importiert und dort gehandelt. Heimkehrende Kreuzfahrer machten ihn schließlich auch in Europa bekannt.




Türkis gehört zu den ersten Mineralen, die bergmännisch abgebaut wurden, aber von den alten Minen sind heute nur noch wenige in Betrieb. Sie werden saisonabhängig und in kleinem Umfang, oft ohne oder nur mit geringer technischer Hilfe betrieben, da Türkis relativ selten ist. In großen Kupferminen, besonders in den USA, wird Türkis jedoch oft als Nebenprodukt entdeckt.

Die bedeutendsten Fundstätten aus geschichtlicher wie aus mengenmäßiger Sicht dürften wohl diejenigen der südwestlichen USA, Mexiko, Sinai, Iran, China und des südöstlichen Australien sein. Einige wenige Fundstellen sind aber auch in Europa und Afrika bekannt.

Die alten Ägypter bauten Türkis bereits seit Vordynastischer Zeit (etwa 5500 v. Chr.) ab. Dokumentiert ist in diesem Zusammenhang unter anderem der Abbau in der „Maghara Wadi Mine“ auf der Sinai-Halbinsel etwa 3200 v. Chr. Von den einheimischen Monitu wird das Gebiet deshalb als „Land des Türkis“ bezeichnet.

Seit über 3000 Jahren gilt China als eine der kleineren Türkisquellen. In den Provinzen Hubei (Zhushan) und Yunnan (Yunxian) wird in brüchigem, verkieseltem Kalkstein qualitativ hochwertiges Material, meistens in Form kompakter Nadeln, gefunden. Marco Polo berichtete darüber hinaus von Funden im heutigen Sichuan. Türkis wird in China meistens exportiert. Manchmal findet man aber auch Türkis–Schnitzereien, die den Jade-Schnitzereien sehr ähnlich sehen.

In Tibet, wo man den grünen Türkis schon lange schätzt, gibt es angeblich auch hochwertige Lagerstätten in den Bergregionen um Derge und Nagari-Khorsum. Die Existenz dieser Lagerstätten wird von einigen Experten aus Mangel an Beweisen angezweifelt.

Bereits vor mehr als 2000 Jahren war das damalige Persien einer der wichtigsten Lieferanten für edlen Türkis. Dort finden sich auch bis heute immer noch die schönsten Exemplare. Die Lagerstätten begrenzen sich dabei auf das von Minen durchlöcherte Gebiet um den 2012 m hohen Ali-Mersai Berg. Er liegt 25 km von Maschhad entfernt, der Hauptstadt der Chorasan Provinz.

Der Südwesten der USA ist eine wichtige Quelle für den Türkis. Hauptlagerstätten sind oder waren dabei Arizona, Kalifornien (San Bernardino, Imperial und Inyo), Colorado (Countys Conejos, El Paso, Lake und Saguache), New Mexico (Countys Eddy, Grant County, Otero und Santa Fe) sowie Nevada. Die Lagerstätten Kaliforniens und New Mexicos wurden dabei schon vor Kolumbus von den Ureinwohnern Amerikas mit Steinwerkzeugen bearbeitet. Cerrillos (New Mexico) sei dabei als die älteste Mine erwähnt. Sie war vor 1920 sogar die größte Mine der USA und ist heute so gut wie erschöpft. Die Apache Canyon ist heute die einzige Mine, die noch genug Türkis abbaut, um am Markt konkurrieren zu können.



Verwendung als Schmuckstein

Türkis zählt zu den ältesten Schmucksteinen und hat mit seinen zarten Pastelltönen schon seit dem Altertum viele Völker in seinen Bann gezogen. Er schmückte die Herrscher des antiken Ägypten, der Azteken (und wahrscheinlich auch der vor-kolumbianischen Mesoamerikaner), der Perser und Mesopotamier, sowie Adlige im Indus und teilweise auch im antiken China seit der letzten Shang-Dynastie. Türkis gelangte mit den Händlern der Seidenstraße das erste Mal nach Europa. Zur Biedermeierzeit waren besonders die himmelblauen Farbvariationen sehr beliebt.

In der Schmuckindustrie wird er aber erst seit dem 14. Jahrhundert verarbeitet, da dieser Zeitpunkt den damaligen Machtverfall der Katholischen Kirche markiert, die ihn bis dahin für kirchlichen Schmuck benutzte. In Indien war er bis zur Zeit der Mogule und in Japan bis zum 18. Jahrhundert unbekannt. Türkis wurde von vielen dieser Völker prophylaktische Fähigkeiten nachgesagt. So soll er angeblich je nach Gesundheitsstand des Trägers seine Farbe ändern und vor bösen Mächten beschützen.

Heutzutage findet man Türkis im Westen meistens „en cabochon“ in Silberringen, Armbändern, die im indianischen Stil gefertigt wurden oder als grob gefertigte Perlen in Halsketten. In geringerem Maße wird Türkis auch bei den Zuni für Schnitzereien im Fetischismus benutzt. Tiefblaue Töne werden nach wie vor als wertvoll angesehen, jedoch sind grünstichige oder gelbe Stücke bei Künstlern sehr beliebt. In der westlichen Kultur ist der Türkis der traditionelle Geburtsstein für all diejenigen, die im Monat Dezember geboren wurden.


Blaue und grüne Türkise, zu Halsketten verarbeitet


Ägypten

Durch Grabbeigaben ist belegt, dass die alten Ägypter Türkis bereits seit Vordynastischer Zeit (etwa 5500 v. Chr.) als Schmuckstein verwendeten. Die berühmtesten Stücke dürften allerdings aus Tutanchamuns Grab stammen. Besonders die Totenmaske des Pharaos, großzügig mit Türkis verziert, ist allgemein bekannt. Türkis war der Edelstein der ägyptischen Göttin Hathor und war bei den antiken Ägyptern so begehrt, dass er als einer der ersten Edelsteine imitiert wurde. Zur Herstellung dieses helleren Stoffes glasiert man das Keramikprodukt Fayence. Eine ähnlich blaue „Keramik“ aus der Bronzezeit ist in einer Grabstelle auf den Britischen Inseln entdeckt worden.


Amerikanische Kulturen

Die Azteken gestalteten mit Türkis, aber auch Gold, Quarz, Malachit, Gagat, Jade, Korallen und Muscheln abschreckende, und wahrscheinlich rituelle, mit Mosaik verzierte Objekte, wie beispielsweise Masken, Messer und Schilde. Als Untergrund für ein Mosaik konnten Holz, Knochen und Muscheln und als Kleber Harze, Bitumen sowie Wachs dienen.

Neben den Azteken schätzten auch die Pueblo, Diné und Apachen den Türkis als Schmuckstein. Sie benutzten ihn für Amulette und die Apachen sagten ihnen unterstützende Kräfte beim Bogenschiessen nach. Türkis wurde von diesen Völkern auch noch bei der Verzierung von Skulpturen, ringförmiger Perlen und Anhängern benutzt. Die Anasazi des Chaco Canyon und seiner angrenzenden Gebiete sollen durch Türkishandel sehr reich geworden sein. Der einzigartige Silberschmuck der Navajo und anderer südwestamerikanischer Indianerstämme ist jedoch eine eher neuzeitliche Erscheinung und wird den europäischen Einflüssen des 19. Jahrhunderts zugeschrieben.


Bibel

In der Bibel findet sich im Buch Exodus eine Beschreibung des „Panzers der Gerechtigkeit“ als Teil einer priesterlichen Robe für Aaron (Exodus 28:15–30). Der am Efod (Priesterschurz) befestigte Panzer war mit zwölf in Gold gefassten und zu vier Reihen angeordneten Edelsteinen verziert. In jeden Edelstein wurde der Name einer der Zwölf Stämme Israels eingraviert. Verschiedene Gelehrte übersetzten den ersten und zweiten Stein der dritten Reihe als Türkis, andere sind jedoch der Annahme, dass es sich bei den Steinen um Jacinth (Zirkon, Hyazinth) und Achat handelt. Die Gelehrten sind sich jedoch nicht einig, welcher Stein welchem Stamm entspricht.


Persien

In Persien war Türkis seit Jahrtausenden der Nationaledelstein. Er wurde zur Dekoration verschiedenster Alltagsobjekte (Turbane), Moscheen und anderer wichtiger Gebäude wie der Madrassa-I Schah Hussein Moschee in Isfahan eingesetzt. Während des Mogul Kaisertums kam der persische Stil und Gebrauch von Türkis auch nach Indien, wo man ihn in edlem Goldschmuck (zusammen mit Rubinen und Diamanten) und Gebäuden wie dem Taj Mahal bewundern kann. Persischer Türkis wurde oft mit arabischer Schrift graviert und dann mit Gold verziert.


(C) 2006 - Alle Rechte vorbehalten

Diese Seite drucken