Purpur

Im Laufe der Geschichte hat sich die Bedeutung der Bezeichnung Purpur geändert. Bis weit über das Mittelalter gab es keine Notwendigkeit, die Farbbezeichnung exakt zu fassen. Üblicherweise wurde sie nach der Herkunft oder der kulturellen Bedeutung der farbgebenden Komponente bezeichnet. So erklärt sich auch, warum die Evangelisten Markus und Johannes den erwähnten Spottmantel als „purpurn“ bezeichnen, während Matthäus ihn als „scharlachrot“ beschreibt.

Der echte Purpurfarbstoff ist einer der teuersten Farbstoffe der Welt. Er wird aus verschiedenen Purpurschnecken (vor allem Haustellum brandaris und Haustellum trunculus) gewonnen und färbt Stoffe je nach Schneckenart, Geschlecht und Ernährung und Dauer der einzelnen Färbeprozesses grün, altrosa, tiefrot, blau, violett oder fast schwarz. Dieser schwarze, beziehungsweise tiefdunkel-violette Purpur war das Ergebnis des längsten Färbeprozesses, unter Zugabe von reichlichem Schneckensekret.

Im Mittelmeerraum, wo man die Tiere zur Farbgewinnung tötete, waren in der Antike vor allem die Phönizier die Produzenten des Farbstoffs. Im alten Rom war Purpur den Togen und einige Zeit sogar nur den Schärpen der Senatoren vorbehalten. Es war der Farbstoff der Toga von Triumphatoren und des Kaisers.

Später wurde es innerhalb der katholischen Kirche möglicherweise der Amtstracht der Kardinäle vorbehalten. Noch heute bezeichnet man die Farbe der Amtstracht eines Kardinals als „Kardinalspurpur“, was aber eher ein leuchtendes Scharlachrot ist. Zwar nicht mit Purpur gefärbt, aber ihm farblich ähnlicher als das Kardinalsrot ist das Violett der römisch-katholischen Bischofsgewänder.

Im Früh- und Hochmittelalter saßen die Hauptlieferanten der begehrten Purpurprodukte in der Stadt Konstantinopel. Auch hier war Purpur den Kaisern vorbehalten. Seit der frühen Neuzeit wurde der Farbstoff zunehmend durch – übrigens schon im römischen Reich bekannte – billigere, aber farblich sehr ähnliche Farbstoffe ersetzt. Bei den Mixteken in Mittelamerika wurden die Purpurschnecken „gemolken“ und anschließend wieder lebend auf den Felsen zurückgesetzt. Diese Technik ist bis heute überliefert.


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