Blau

Blau ist unter den Farben jene, die meist als Symbol für alles Spirituelle angesehen wird. Im Gegensatz zum Rot wirkt sie »kühl« und stimmt die meisten Menschen nachdenklich. Tiefenpsychologen bringen es mit einer »seelischen Gelöstheit, einer milden, leichten und überlegenen Lebensgestaltung« in Verbindung.
Es ist die Himmelsfarbe, in Altägypten mit dem Himmelsgott Amûn assoziiert.
G.Heinz-Mohr nennt das Blau die »tiefste und am wenigsten materielle Farbe, das Medium der Wahrheit, die Transparenz der kommenden Leere: in der Luft, dem Wasser, dem Kristall und dem Diamant. Darum ist Blau die Farbe des Firmaments. Zeus und Jahwe stellen ihre Füße auf Azur.«
Amulette in blauer Farbe sollen den »bösen Blick« neutralisieren.
Der Mantel des nordgermanischen Gottes Odin ist blau wie jener der Jungfrau Maria, die poetisch auch als »blaue Lilie« angesprochen wurde.
Vishnu im altindischen Mythus ist als Krishna blau gefärbt, der lehrende Jesus wird in blauem Gewand dargestellt.
»Das Blau, Symbol der Wahrheit und der Ewigkeit Gottes (denn was wahr ist, ist ewig), wird immer das Zeichen der menschlichen Unsterblichkeit bleiben« (P.Portal).
Altchina hatte dem Blau gegenüber eine zwiespältige Einstellung. Wesen mit blauem Gesicht sind in der traditionellen Kunst Dämonen und Gespenster oder der Literaturgott K'ui-hsing, der einst aus verletztem Ehrgeiz Selbstmord verübt hatte. Ursprünglich gab es kein eigenes chinesisches Wort für blau, sondern »ch'ing« bezeichnete alle Farbnuancen von Dunkelgrau über Blau bis Grün, ebenso den Weg des Gelehrten, der bei Lampenlicht den Studien obliegt. Das heutige Farbwort »lan« bedeutet eigentlich Indigo, die Farbe der einfachen Arbeitskleidung. Blaue Blumen, Augen, Bänder und Streifen galten als häßlich und unglückbringend, während in Europa die »blaue Blume der Romantik« geistigen Gedankenflug nahelegt. In China wurde das Element Holz mit dem Osten und der Farbe Blau zusammengeordnet.
In Altmexiko wurde in den Bilderhandschriften mit einem hellen Blaugrün der Türkis und das Wasser wiedergegeben, aber in der Himmelsrichtungssymbolik hatte es keinen Raum.
In der mitteleuropäichen Volkssymbolik gilt das Blau als die Farbe der Treue, doch auch als des Geheimnisvollen (Märchen »Das blaue Licht«), der Täuschung und Unsicherheit (»blauer Dunst, ins Blaue hinein reden, die Fahrt ins Blaue«).
Die Ideenverbindung »blau« und »betrunken« ist nicht leicht erklärbar und hängt vielleicht mit der bläulichen Verfärbung von Wangen und Nasen schwerer Alkoholiker zusammen.
In der politischen Symbolik wird das Blau den Liberalen (bzw. National-Liberalen) zugeordnet.
Die »Blaue Maurerei« ist das traditionelle System der »Johannis-Freimaurerei« (vgl. Rot).
In der prähistorischen sowie in der Kunst der schriftlosen Völker wird Blau nur selten verwendet, da kaum geeignete Grundstoffe für seine Gewinnung zu finden waren.
Beliebt sind blaugefärbte Stoffe in der westlichen Sahara und bei den südlich angrenzenden Ländern der Sahelzone, so etwa bei den ReGleibat- Nomaden der ehemals spanischen Westsahara, bei den Tuareg und in Mauretanien.
Blau ist eine Farbe, die auf den Menschen meist kalt wirkt. Die blauen Schatten in sonnig bestrahltem Eis und Schnee bewirken - insbesondere im Eisblau - das Gefühl von Kälte. Blau gehört zu den kalten Farben.
Begünstigt durch das Blau des Himmels und dessen Widerspiegelung im Wasser steht Blau in Literatur und Grafik für Ferne und Sehnsucht. Im Weiteren wird dem Blau eine emotional ausgleichende, beruhigende und mäßigende Wirkung zugeschrieben.
In der „endlosen“ Ausdehnung des blauen Himmels findet sich Beständigkeit, daraus folgend Harmonie, Sympathie und Zufriedenheit.
Blau und Grün werden nicht in allen Kulturen so unterschieden wie bei uns, obwohl der Grenzfall, das Türkis, auch im deutschsprachigen Raum in seiner Zuordnung vom individuellen Empfinden abhängig ist.
Blau hat im Gegensatz zu Rot im Allgemeinen eine beruhigend-angenehme Wirkung auf den Menschen. Es fördert angeblich die Konzentration und hält wach.
Blau ist die Lieblingsfarbe für den überwiegenden Teil der Menschen in Deutschland.
Symbol für den intellektuellen Geist, für Wissen, Philosophie
Die Farbe Blau des Himmels symbolisiert im Judentum Gott, Glauben und Offenbarung, auch trifft diese religiöse Interpretation für den blauen Davidstern in der Flagge Israels zu.
Im Christentum ist Blau die Farbe der Gottesmutter Maria.
In den nationalsozialistischen Konzentrationslagern wurden vorbeugend inhaftierte Emigranten mit einem „blauen Winkel“ gekennzeichnet. Dieses auf der Spitze stehende blaue Dreieck diente der Wachmannschaft zur Unterscheidung von anderen Häftlingskategorien. Emigranten aus Deutschland oder den verbündeten Staaten wurden nach ihrer Wiederergreifung in den KZ in „Schutzhaft“ genommen.
Lange Zeit galt nicht das Blau als „männliche“ Farbe. Rot hat die Assoziationen Leidenschaft, Blut, aktiver Eros und Kampf. Nach dem Ersten Weltkrieg, ab etwa 1920, fand ein Umbruch der Auffassungen statt, die Farbe Blau wurde zum Symbol für die Arbeits- und Männerwelt. Die Blautöne der Marineuniform, blaue Arbeitsanzüge, der Blaumann förderte die Symbolik. Jungen trugen die zu Anfang des 19. Jahrhunderts modischen (marineblauen) Matrosenanzüge. Diese Betrachtungen sind auch bei den „kleinen“, „kindlichen“ Farben Rosa und Hellblau anzutreffen.
Bei Verkehrszeichen wird Blau als Signalfarbe eingesetzt und steht hierbei für „vorgeschrieben“ und ist die Grundfarbe der Gebotsschilder.

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