Blickführung

In allen visuellen Medien, die wir im Unterschied zum Film, dem Theater oder der Musik scheinbar simultan wahrnehmen können, gibt es immer mehrere Möglichkeiten ein Bild zu "lesen". Unsere Wahrnehmung konzentriert sich auf einen engen Sektor um unsere Blickachse. Wie mit einem Laser tasten wir deshalb Bilder ab, springen von einem zum anderen optischen Zentrum, werden weitergeleitet, angezogen, abgebremst, zurück geführt. Besonders in der Werbung ist es wichtig, dass der vom eye-catcher eingefangene Blick über den Slogan schließlich auf das beworbene Produkt oder Firmensignet weiter geleitet wird, soll sie ihr Ziel erreichen. In Kunstwerken sind die Anforderungen nicht ganz so rigide, aber durchaus gültig. Die alte Atelierweisheit "Gelb am Rand, des Malers Schand" macht deutlich, dass der Blick ins Bild hinein und nicht aus diesem heraus geführt werden soll.


In Bildern mit gegenständlichen Darstellungen entstehen Bewegungen durch Bewegungsandeutungen. Gesten und Blickrichtungen erzeugen wie formale Elemente auch Bewegungen, weil das Auge bestrebt ist, einen Bewegungsablauf zu vervollständigen, einen begonnenen Ablauf zu vollenden, einer Geste, einem Blick, einem Zeichen oder Deut zu folgen.


Abb.: Blickführung in der Werbung Eye-catcher, Slogan und Signet werden nacheinander erfasst


In rein formaler Weise entsteht Bewegung durch


Linien, deren Verlauf das Auge folgt
Anordnung und Ausrichtung beliebiger Elemente auf einer gedachten Linie
Größenabstufungen mehrere Elemente in linearer Folge
Helligkeitsabstufungen in einer bestimmten Richtung
graduelle Farbstufungen
Formabwandlungen und Metamorphosen mehrerer Elemente in einm bestimmten Ablauf.

Man bedenke, dass jede Linie oder linienartige Formation zwei entgegengesetzte Richtungen hat. Eine genaue Beobachtung muss von Fall zu Fall die tatsächliche Bewegungsrichtung feststellen. Oft kann sie nur in einem größeren Zusammenhang geklärt werden.


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