Hochdruck

Die älteste Drucktechnik nutzt die Tatsache, dass erhabene Partien sich eindrücken oder eingefärbt abdrucken. Präge- und Hochdruck sind so zwei Seiten einer Medaille. Die frühen Gestaltungserfahrungen waren Einritzen und Eindrücken. Beide Prinzipien sind in den Drucktechniken gegenwärtig. Das Eindrücken, Stempeln, sozusagen die Fußspuren der Menschen, finden sich im Hochdruck wieder. Allerdings wird hier der direkte Eindruck durch Verwendung von Farbe zum Abdruck. Ein Prozess, der die Fähigkeit zum indirekten Handeln, zur Abstraktion voraussetzt.


Kartoffeldruck

Mit bescheidenen Mitteln lässt sich der Hochdruck ausprobieren: Eine halbierte Kartoffel, ein Messer, Papier und Deckfarben genügen. Da nur einfache Formen geschnitten werden können, müssen komplexere Formen aus einfachen Elementen zusammengesetzt werden. Optische Farbmischung (Pointilismus, Impressionismus) kann erprobt werden. Ornamente werden auf ihre stets wiederholten Grundformen reduziert, ein Gespür für Symmetrie wird entwickelt. Verdichtunf und Auflösung, Ruhe und Dynamik lassen sich genauso sichtbar machen wie lineare Reihungen und freie Ordnungen.

Hinweise: Die Kartoffel enthält Stärke und kann so wasserlösliche Farbe auf den Bildgrund binden. Aber auch ölhaltige Farben lassen sich drucken. Exaktes stempeln ist genauso möglich wie verschleifen, ziehen des Stempels. Unterschiedliche Farben ergeben unterschieliche Wirkungen. Alte Kartoffeln drucken härter als frische...


Linolschnitt

In die Linolplatte wird mit speziellem Werkzeug ein Negativmuster in das normalerweise relativ feste Linol geschnitten. Das Material lässt sich leicht und in jeder Richtung gleich gut schneiden (Holz hat eine Maserung!). Das fertige Negativmuster wird mit Farbe eingewalzt und dann auf Papier gedruckt (Hand- oder Maschinenabdruck). Dabei wird die an den erhabenen Stellen haftende Farbe auf das Papier übertragen. Im Gegensatz zum Kupferstich und der Radierung eignet sich der Linolschnitt eher für großflächige, gröbere Motive.

Geschnittene und gedruckte Linolplatte die Farbe sollte nach dem Druck nicht abgewaschen werden, da das Linoleum sonst brüchig wird


Hinweise: Linoleum ist ein ausgezeichnetes Material für Druckplatten. Im Unterschied zum Holz hat es eine gleichmäßige Struktur und erlaubt so einen ganz freien Entwurf. Man kann die Platten für einen Farbdruck zerschneiden und wieder zusammenfügen, mit dem Pinsel unterschiedlich einfärben oder einzelne Zustände in unterschiedlichen Farben auf dasselbe Papier drucken ("Verlorener Schnitt").

Grundsätzlich lassen sich Weiß- und Schwarzlinienschnitte, positive und negative Arbeitsweisen unterscheiden.

Eine saubere Linolplatte lässt sich auch für den Prägedruck nutzen. Dazu verwendet man ein angefeuchtetes Tiefdruckpapier (250g oder mehr) und sorgt beim Durechlauf durch die Presse für einen guten Druckausgleich. Am besten verwendet man zwei Druckfilze.

Ein ganz herausragender Künstler des Linolschnitts ist Pablo Picasso. Er hat die Möglichkeiten dieser recht banalen Technik sehr kreativ ausgelotet und ganz wunderbare Zeugnisse seiner Fähigkeit hinterlassen, aus Nichts ein Kunstwerk zu schaffen. Die intelligenten und technisch perfekten Linolschnitte aus seiner Hand werden wohl so schnell nicht übertroffen werden.


Altstadt (8.Jg.) Das lineare Fachwerk eignet sich gut für diese Technik


Porträt (8.Jg.) Im Verlorenen Schnitt erstelltes Bildnis im Claire-Obscure


Unter Wasser (8.Jg.) Überdeckungen erfordern hier viel Einfallsreichtum


Die Linolplatte lässt sich auch seriell drucken. Dies muss nicht immer immer in der gleichen Farbe erfolgen... Das Beispiel eignet sich sehr gut für eine Gruppenarbeit!


Herbstbäume (7.Jg.) Ein Schwarzlinienschnitt wurde mehrfach auf eine Papierbahn gedruckt


Kunstgeschichte

Expressionismus (Vlaminck, Rössing u.a.)
Pablo Picasso (Farblinolschnitte)

Holzschnitt

Das älteste Hochdruckverfahren verwendet Holz für die Herstellung des Druckstocks. Im Mittelalter, vor Gutenbergs Erfindung der beweglichen Lettern, wurden komplette Buchseiten in Holz geschnitten und auf diesem Wege ganze Bücher gedruckt (Blockbücher).


In der Regel wird ein Holzblock so zugeschnitten, dass eine etwa zwei bis vier Zentimeter starke Platte entsteht, deren Fasern in der Richtung der Bildfläche verlaufen (Langschnitt). Sie wird sorgfältig gehobelt, geschliffen und geglättet, bis die vollkommen plane Fläche mit einer Grundierung, meist einer dünnen weißen Kreideschicht, überzogen werden kann. Auf dieser Kreideschicht wird in der Regel vom Künstler die Vorzeichnung angebracht, danach mit verschiedenen Messern die vorgezeichneten Linien haarscharf umschnitten. Dies erfolgt nicht mit einem senkrechten Schnitt, sondern mit zwei Schnitten, einem schrägen von der aufgezeichneten Linie weg und einem gegenschrägen (Schnitt und Gegenschnitt), wobei sich dann ein Holzspan entfernen lässt. Am Ende dieses Prozesses bleiben die Linien und Flächen der Zeichnung als Grate, Stege oder Inseln stehen. Bei diesem so genannten Schwarzlinienschnitt wird die Figuration durch schwarze Linien auf weißem Grund gebildet.
Der fertige Druckstock wird schließlich mit Druckfarbe eingefärbt, was durch Aufdrücken eines faustgroßen, getränkten Ballens geschieht oder häufiger noch durch Überrollen mit einer Walze. Der Druck erfolgt, indem die Holzplatte einem saugfähigen, also ungeleimten und leicht angefeuchteten Papier aufgepresst wird (oder umgekehrt), das dadurch die Farbe aufnimmt. Beim Reiberdruck geschieht dies durch Reiben des aufgelegten Papiers mit dem Handballen; beim Bürstendruck wird durch das Streichen einer Bürste über das Papier die notwendige enge Verbindung von Papier und Druckstock bewirkt. Am häufigsten wird der Abzug jedoch mit einer Buchdruckpresse hergestellt, die einen mäßigen vertikalen Druck auf die horizontale Platte mit dem aufgelegten Papier ausübt. Nach jedem Druckvorgang muss die Platte neu eingefärbt werden. Da Kniehebelpressen, die man früher bevorzugt für den Druck von Holzschnitten verwandte, heute nicht mehr hergestellt werden und kaum noch erhältlich sind, wird häufig auch auf Walzenpressen (Tiefdruckpressen) gearbeitet. Holzschnitte mit hohen Auflagen werden oft auf Buchdruckpressen gedruckt. Holzschnitte werden mitunter auf den Stein umgedruckt und wie eine Lithografie abgezogen. Es handelt sich dann um eine Lithografie nach einem Holzschnitt, also um eine "originalgraphische" Reproduktion.
Wie beim Linolschnitt auch kann für einen mehrfarbigen Holzschnitt das Verfahren des verlorenen Schnitts angewandt werden. Ein eventuelles Nachdrucken ist dann aber nicht mehr möglich, da die einzelnen Farben unterschiedlichen Zuständen der weiter bearbeiteten Platte entsprechen. Verbreitet ist deshalb das Zersägen des Druckstocks, so dass die Teile für sich eingewalzt und später vor dem Druck wieder zusammen gebunden werden können. Die Japaner und Chinesen, die in dieser Technik eine wahre Meisterschaft entwickelten, färbten die Platte mit dem Pinsel ganz malerisch ein und bestäubten sie sogar mit Goldstaub!

Holzschnitt nach Franz Marc (10.Jg.)


Holzschnitt nach Gauguin (10.Jg.)


Kunstgeschichte

Blockbücher des Mittelalters
Holzstiche der Dürerzeit
Flugblätter im Bauernkrieg
Japanische Farbholzschnitte (Hokusai, Hiroshige, Utamaro u.a.)
Expressionismus (Masereel, Beckmann, Kirchner u.a.)
HAP Grieshaber
Chinesische Revolutionskunst

Holzstich

Der Holzstich unterscheidet sich nur in wenigen Dingen vom Schnitt. Statt dem Langholz wird Hirnholz, meist Buchs- oder Birnbaum, verwendet, das wesentlich härter und in der Struktur gleichmäßig ist. Der Stichel, wie er von der Metallgravur (Kupferstich) her bekannt ist, ersetzt die Messer. Besonders für aufwändige und feinteilige Schraffuren mit häufigen Richtungswechseln ist der Holzstich wesentlich besser geeignet, da der unterschiedliche Widerstand der Holzfaser nicht gegeben ist. Außerdem erlaubt das Material eine deutliche höhere Auflage blei gleichbleibender Qualität.

Materialschnitte

Viele andere Materialien lassen sich auch für den Hochdruck verwenden. Besonders interessant sind dabei auch photopolymere Platten, wie sie zur Herrstellung von Stempeln oder Klischees in Druckereien (z.B. Flexodruck) verwendet werden. Sie lassen sich über fotografische oder sonstige Folien und Planfilme belichten und härten aktinisch aus.

Mögliche Materialien (sicher fallen Ihnen auch noch andere ein):


Harter und weicher Gummi (Radiergummi, Fussbodenbelag etc.)
Bleilegierungen (Vorsicht: gifig!)
Schieferplatten (Reibedruck)
Gipsplatten (Reibedruck: mit viel Gefühl!)
Metallplatten mit Einfräsungen, Bohrungen, Metallstegen, aufgelöteten Drähten etc.
Uhuspuren auf Pappe
angetrocknete Spaghetti auf fester Unterlage
usw.

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