2. Phase

Subjektive, spontane Konfrontation mit dem Werk

Die spannende Erstbegegnung mit einem Kunstwerk erleben wir oft ganz ohne Selbstkontrolle. Schon mit dem ersten Blick versuchen wir uns zu orientieren, werden von optischen Zentren angelockt und über formale oder inhaltliche Reize hierhin und dorthin gelockt und geleitet, bis wir das Bild mehr und mehr als Ganzes erfasst haben. In dieser Phase reagieren wir noch sehr offen und neugierig auf das Bild und lassen Wirkungen zu, die später vielleicht mehr und mehr verblassen oder sich aber verändern. Die methodische Vorgehensweise wird sich vergewissern, nachfragen, überprüfen und ergründen. Da aber Kunstwerke auch eine unmittelbare Wirkung haben, die zwar nicht von Dauer ist oder sein muss, dennoch aber einen wichtigen Aspekt der Gesamterscheinung ausmacht, müssen wir uns antrainieren, quasi im Hintergrund diese zu protokollieren und abzuspeichern, während sie uns überrascht.

Auf einige Punkte sollte man hier besonders achten:


erste Eindrücke sammeln, noch ganz ohne Ordnung und Bewertung
subjektive Anmutungen und spontane Assoziationen registrieren
Auffälligkeit der Elemente des Bildes in ihrer Gewichtiung
Blickführung und Verweildauer

Unser Orientierungsverhalten wirft jetzt bereits immer drängender werdende Fragen auf, die wir auch als solche formulieren oder zumindest nur hypothetisch beantworten sollten:


Welche Aussage könnte das Kunstwerk enthalten?
Welche Darstellungsabsicht hatte der Künstler?
Welche Bezüge und Zuordnungen sind wahrscheinlich oder möglich?
Wie bewerten wir das Werk nach dieser kurzen Begegnung?

(C) 2006 - Alle Rechte vorbehalten

Diese Seite drucken