Albrecht Dürer
Albrecht Dürer
Durch drei Fäden magst du ein jedlich Ding, das du mit erreichen kannst, in ein Gemäl bringen, auf ein Tafel zu verzeichnen, dem tu also.
Bist du in einem Saal, so schlag ein große Nadel mit einem weiten Öhr, die darzu gemacht ist, in ein Wand, und setz das für ein Aug. Dardurch zeuch einen starken Faden und häng unten ein Bleigewicht daran. Darnach setz einen Tisch oder Tafel so weit von dem Nadelöhr, darin der Faden ist, als du wilt. Darauf stell stet ein aufrechte Rahm zwerchs gegen dem Nadelöhr, hoch oder nieder, auf weliche Seiten du wilt, die ein Türlein hab, das man auf und zu müg tan. Dies Türlein sei dein Tafel, darauf du malen wilt. Darnach nagel zween Fäden, die als lang sind als die aufrecht Rahm lang und breit ist, oben und mitten in die Rahm, und den anderen auf einer Seiten auch mitten in die Rahm und laß sie hängen. Darnach mach ein eisnen langen Steft, der zuvörderst am Spitz ein Nadelöhr hab, darein fäden den langen Faden, der durch das Nadelöhr an der Wand gezogen ist, und fahr mit der Nadel und langen Faden durch die Rahm hinaus, und gib sie einem anderen in die Hand, und wart du der anderen zweier Fäden, die an der Rahm hängen. Nun brauch dies also: Leg ein Lauten oder was dir sunst gefällt, so fern von der Rahm als du wilt, und daß sie unverrückt beleib solang du ihr bedarfst, und laß deinen Gesellen die Nadel mit dem Faden hinausstrecken auf die nötigisten Punkten der Lauten, und so oft er auf einem stillhält und den langen Faden anstreckt39, so schlag allweg die zween Fäden an der Rahm kreuzweis gestrackes an den langen Faden, und kleb sie zu beeden Orten mit einem Wachs an die Rahm, und heiß deinen Gesellen seinen langen Faden nachlassen. Darnach schlag die Türlein zu und zeichen denselben Punkten, da die Fäden kreuzweis übereinander gehn, auf die Tafel, darnach tu das Türlein wieder auf und tu mit einem anderen Punkten aber, also bis daß du die ganzen Lauten gar an die Tafel punktierst, dann zeuch all Punkten, die auf der Tafel von der Lauten worden sind, mit Linien zusammen, so sichst du, was daraus wird. Also magst du ander Ding auch abzeichnen. Diese Meinung hab ich hernach aufgerissen.
Und damit, günstiger lieber Herr, will ich meinem Schreiben End geben, und so mir Gott Gnad verleicht, die Bücher, so ich von menschlicher Proportion und anderen darzu gehörend geschrieben hab, mit der Zeit in Druck bringen und darbei männiglich gewarnet haben, ob sich jemand unterstehn würd, mir dies ausgangen Büchlein wieder nachzudrucken, daß ich dasselb auch wieder drucken will und aus lassen gehn mit mehren und größerem Zusatz, dann ietz beschehen ist, darnach mag sich ein jedlicher richten. Gott dem Herren sei Lob und Ehr ewiglich.
Gedruckt zu Nüremberg.
Im 1525. Jahr.
[Kunsttheoretische Schriften: Unterweisung der Messung.]