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Grün

Grün hat symbolkundlich, wie die meisten Farben, zwei Aspekte, die vom positiv gewerteten »satten Moosgrün« bis zum »Giftgrün« reichen. In der volkstümlichen Symbolik bedeutet es das Grünen der Hoffnung, und nicht nur in China werden Träume, in welchen die grüne Farbe eine Rolle spielt, als positiv angesehen. »Wo Grünes aufsprießt, da ist einfach Natur, da ist selbstverständliches Wachstum... Erlebnis des Frühlings. Wenn etwa der Teufel als ›der Grüne‹ erscheint, dann ist er im Kleide eines antiken Vegetationsgottes geblieben.«

Hingegen gilt auch der negative Aspekt: »Maßloses Auftreten des Grünen im Traum bedeutet eine Überschwemmung von negativen Naturgewalten« (Aeppli).

Die christliche Symbolkunde sieht diese Farbe »im gleichen Abstand von dem Blau des Himmels und dem Rot der Hölle... eine mittlere und vermittelnde Farbe, beruhigend, erfrischend, menschlich (Jesus Sirach 40, 22), Farbe der Beschaulichkeit, der Auferstehungserwartung« (Heinz-Mohr). Christi Kreuz wurde als Symbol der Hoffnung auf die Erlösung oft grün dargestellt, der Gral als smaragdgrün, der Thron des Weltenrichters als aus grünem Jaspis bestehend (Johannes-Apokalypse 4, 3).

Besondere Wertschätzung erfährt die grüne Farbe in den Büchern der hl. Hildegard von Bingen (1098-1179), die immer wieder von der »viriditas« (Grünheit, Keimkraft) schreibt und z.B. den Smaragd wegen seiner Farbe schätzt: Er »entsteht in der Morgenfrühe beim Sonnenaufgang. Das Grün der Erde und der Gräser blüht dann am frischesten, weil die Luft noch kalt, die Sonne aber schon warm ist und die Kräuter das Grün so gierig einsaugen wie das Lamm die Milch. Die Hitze des Tages reicht kaum aus, um dieses Grün zu kochen und zu nähren... Der Smaragd ist deshalb ein starkes Mittel gegen alle Schwächen und Krankheiten des Menschen, weil die Sonne ihn zeugt und sein Stoff dem Grün der Luft entstammt.«

»Grün« kann volkssprachlich auch für »unreif« stehen, etwa wenn vom »Grünschnabel« oder einem »grünen Jungen« die Rede ist. Die »grüne Seite« ist die Herzseite, also die des pulsierenden Lebens. Grün im Sinn von »günstig, gewogen« ist in der Verneinung »jemandem nicht grün sein« erhalten geblieben.

»Grünes Licht« bedeutet »freie Fahrt«.

Als politisches Farbsymbol bezeichnet das Grün die alternativen Strömungen, in welchen naturhaftes Leben und Abkehr von der Übertechnisierung eine zentrale Rolle spielen. Grün ist auch im Islam die Farbe des Propheten.

In der traditionellen chinesischen Farbsymbolik bilden Grün und Weiß ein Gegensatzpaar im Sinne eines Dualsystems, das der polaren Antithese Rot und Weiß in der abendländischen alchemistischen Symbolik entspricht. Der grüne Drache der chinesischen Alchemie symbolisiert das Urprinzip Yin, das Quecksilber und das Wasser, hingegen der weiße Tiger das Prinzip Yang, das Blei und das Feuer.

In der europäischen Alchemie symbolisiert der grüne Drache oder Löwe ein scharfes Lösungsmittel, etwa Königswasser, Aqua regia, und sein Zeichen ist das mit der Spitze nach unten weisende »weibliche« Dreieck in Verbindung mit einem R. Infolge der Uneinheitlichkeit der Bildsymbolik kann in manchen Quellen der grüne Drache jedoch, wie in China, das Element Mercurius (»Quecksilber) darstellen.

Christentum:
Im Christentum ist Grün die Farbe der Auferstehung, es ist die Osterfarbe und hat den Bezug im Frühlingsgrün.
In Irland steht Grün für den Katholizismus (siehe St. Patrick's Day).
Bischöfe führen in ihrem Wappen einen grünen Prälatenhut, weil die Bischofsfarbe bis 1867 grün war.

Islam:
Grün ist die Farbe des Islam. Der Prophet Mohammed soll sich bevorzugt grün gekleidet haben. Dementsprechend sind Schmuckelemente in Moscheen bevorzugt in grün gehalten. Die Flaggen vieler islamischer Staaten enthalten Grün, darunter die Flaggen von Libyen und Saudi-Arabien.

China:
In China ist die Farbe Grün Symbol für Leben, Frühling und Osten (vgl. Fünf-Elemente-Lehre).

Signalfarbe:
Grün bezeichnet als Signalfarbe, einen normalen, unproblematischen, positiven oder ordnungsgemäßen Zustand. Grün wird benutzt, um Vorgänge zu kennzeichnen, die funktionieren oder erlaubt sind. So steht Grünes Licht auch für die Freigabe eines Vorganges (Verkehrsampel). Bei einer grünen Welle sind die Ampeln eines Straßenzuges in Grünphase.
Auf der Messskala von Anzeigeinstrumenten gibt es häufig den grünen Bereich, der den ordnungsgemäßen Betrieb markiert, im Gegensatz zum roten Bereich für einen unerlaubten Zustand. Bei technischen Geräten signalisiert eine grüne Leuchtdiode meist den Betrieb, und eine rote Stillstand. Auch bei Bedientasten, beispielsweise am Handy, hat sich diese Farbgebung durchgesetzt.

Auf dem Golfplatz ist Grün der Zielbereich.

Gift:
Bestimmte bläuliche Grüntöne wirken dämonisch oder negativ. In der Umgangssprache werden solche Farben als Giftgrün bezeichnet. Der Grund geht wohl auf das früher häufig als „schönes“ und kräftiges Grün gebrauchte Schweinfurter Grün zurück, das durch den Arsengehalt sehr giftig ist. Ebenfalls als giftig wird die bei Verwitterung von Kupferflächen entstehende Kupferpatina (fälschlich Grünspan) angesehen. Beide Grünfarbmittel sind von bläulichem Farbstich, also Giftgrün.

Als Gesichtsfarbe steht grün (fahl) für Krankheit, da die Komplementärfarbe des Blutrots fehlt.

Verkehr:
Automobile: Anfang des 20. Jahrhunderts wurden bei Rennsportveranstaltungen für die Wagen der einzelnen Nationen Farben vorgegeben. Für britische Fahrzeuge war grün zu verwenden. Das sogenannte British Racing Green gehört noch heute zu den klassischen Farben, in denen britische Fahrzeuge angeboten werden.
Ampel: Das Ampelgrün signalisiert Erlaubnis in Sinne der bejahenden Wirkung des Farbtones. Der Merksatz lautet: "Bei grün kannst Du gehen, bei Rot bleibe stehen".
Eisenbahn: Ein dunkler Grünton (beispielsweise flaschengrün, chromoxidgrün oder tannengrün) wurde seit Ende des 19. Jahrhunderts bei vielen Eisenbahngesellschaften zur Standardfarbe für Reisezugwagen, teilweise auch für Lokomotiven, vor allem Elektrolokomotiven. Vorteile waren gute Lichtbeständigkeit und geringe Schmutzanfälligkeit. Seit den 1970er Jahren wurden die grünen Anstriche zunehmend von helleren und kräftigeren Farben verdrängt. Zu den genauen Farbtönen siehe auch Eisenbahnfarben.

Heraldik:
In der Heraldik (Wappenkunde) zählt Grün zu den klassischen Tinkturen und gilt als Farbe, im Unterschied zu den Metallen Gold und Silber.

Die Esperantoflagge ist in grün gehalten.

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